Festrede zum 90-jährigen FFw-Jubiläum am 31.05.2002
 

 

Liebe Kameradinnen, liebe Kameraden, wertes Festkomitee, werter Herr Landrat Dr. Henning, werte Brandschutzförderer und –unterstützer, liebe Gäste:

90 Jahre freiwillige Feuerwehrarbeit – dies ist ein bedeutendes Ereignis für unsere Gemeinde und wir können zu Recht stolz sein, dass wir auch in schwierigen Zeiten immer aktive Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit geleistet haben.

90 Jahre Bestehen beweist aber auch den Geist, der in unserer Wehr lebendig ist, uns einerseits für das Hab und Gut unserer Mitbürger einzusetzen und andererseits zum gesellschaftlichen Leben unseres Ortes einen nicht unerheblichen Anteil zu leisten. Selbstlos Menschen helfen, die in Not geraten sind, das ist eine der Eigenschaften, die die Feuerwehren früher, zur Zeit ihrer Gründung sowie auch heute auszeichnet.

Bundespräsident a.D. Theodor Heuss sagte einmal auf dem Bundesverbandstag des DFV:

„Das moralisch Wesentliche ist, dass die Wehren immer bereit sind. Und in diesem Sinne ist die Feuerwehr ein Vorbild schlechthin.“

Was heißt das für uns,  bereit sein? Wir bemühen uns ständig, die Einsatzbereitschaft auf hohem Niveau zu halten, die Technik zu beherrschen, zu kennen, mit ihr zu üben und sie zu erweitern, aber auch die Bereitschaft zur Kameradschaft zu pflegen, damit manche Witwe in schwerer Stunde nicht allein am Grab ihres geliebten Mannes steht. Oder auch den guten Geist unserer Wehr bei runden Geburtstagen, Silber- und Goldenen Hochzeiten, sowie erst kürzlich bei der Diamantenen Hochzeit eines Kameraden, weiterzutragen.

Wenn auch vieles in jüngster Zeit durch die Presse in Frage gestellt wurde, Kameradschaft ist und bleibt ein hohes Gut, das es zu pflegen gilt, denn keiner steht für sich allein.

Trotzdem muss man Tag für Tag erleben, dass das Image der Feuerwehren überall im Lande nicht das beste ist. Über das Ehrenamt wird viel gesprochen und geschrieben, aber Unterstützung und Anerkennung aus der Bevölkerung gibt es nur selten. In weiten Teilen unseres Landes herrscht in denen Hochzeit eines Kameraden, weiterzutragen. Wenn auch vieles in jüngster Zeit durch die Presse in Frage gestellt wurde, Kameradschaft ist und bleibt ein hohes Gut, das es zu pflegen gilt, denn keiner steht für sich allein. Trotzdem muss man Tag für Tag erleben, dass das Image der Feuerwehren überall im Lande nicht das beste ist. Über das Ehrenamt wird viel gesprochen und geschrieben, aber Unterstützung und Anerkennung aus der Bevölkerung gibt es nur selten. In einer Zeit, wo der Faktor Freizeit immer mehr an Bedeutung gewinnt und die entsprechenden Angebote immer vielfältiger werden, haben auch die Verantwortlichen bei den Feuerwehren Probleme, das Ehrenamt für den Nachwuchs attraktiv zu gestalten.

Bei den Berufsfeuerwehren wird immer mehr Personal eingespart. Das Resultat ist, das unterbesetzte Löschzüge ausrücken, das hauptamtliche oder freiwillige Feuerwehrmänner gerade in größeren Zentren unter permanentem Stress stehen. Denn von den Außenstehenden kann sich kaum einer vorstellen, was es bedeutet, wenn mitten in der Nacht der Alarmgong in der Wache dröhnt, der Funkmeldeempfänger piept oder die Sirene über den Dächern ertönt. Aber mir ist kaum ein Feuerwehrmann bekannt, dem diese Arbeit keine Freude bereitet.

Eine schwierige Finanzlage und viel Idealismus sind gerade in den neuen Ländern auf allen Dienstebenen bezeichnend. Konkurrenzdenken darf es im Brand- und Katastrophenschutz sowie im Rettungsdienst nie geben, wir werden dies in Zukunft hoffentlich auch nicht erleben. Egal, ob in einer Fußgängerzone eine Person zusammenbricht, aus einem LKW eine unbekannte Substanz ausläuft oder in einem Dorf ein Dachstuhl brennt, wenn bei Verkehrsunfällen Personen geborgen werden müssen oder Ölspuren beseitigt werden, immer ist die Feuerwehr zur Stelle, rettet Menschenleben und versucht größere Schäden von der Gesellschaft abzuwenden. Unglücksfälle kennen keine Gemeindegrenzen, Karambolagen und Brände ereignen sich in der Großstadt wie auch auf dem Land. Während in Städten ab 100 000 Einwohnern eine Berufsfeuerwehr vorgeschrieben ist, vertraut man in ländlichen Regionen, so auch bei uns, auf die freiwillige Feuerwehr und auf das Können der hier tätigen Feuerwehrmänner und in zunehmenden Maße auch Frauen.

Während unsere Gründungsmitglieder im April 1912 in erster Linie den Wunsch hatten, den Brandgefahren nicht mehr hilflos gegenüber zu stehen, so sind heute die Faszination der Technik, der neue Wettkampfgeist, der Wunsch anderen Menschen helfen zu können die Motive junger Menschen , die in die Freiwillige Feuerwehr eintreten. Der klassische Brand von einst schlägt sich eher selten in den Einsatzstatistiken nieder. Immer mehr gewinnen die Umweltschutzeinsätze an Bedeutung. Obwohl man auf einfach zu bedienende Technik setzt, werden die Geräte von Jahr zu Jahr komplizierter, man denke hier an moderne Drehleitern. Zudem wächst der Bestand an Sondergeräten kontinuierlich an. Galt es vor Jahren noch den Keller nach Hochwasser und Gewittern auszupumpen, wird heute von der selben Wehr unter Umständen schon verlangt, bei Gefahrguteinsätzen unter Atemschutz die Stützpunktwehren mit zu unterstützen, weil auch diese tagsüber Personalsorgen plagen. Angesichts der ständig wachsenden Aufgaben muss jeder Feuerwehrmann seine 70-stündige Grundausbildung durchlaufen und sich mindestens 50 Stunden jährlich bei den einzelnen Wehren aus- und weiterbilden.

Liebe Kameradinnen und Kameraden, wir hoffen auch weiterhin auf die gute Gesinnung , dass weiterhin Freiwillige Mut zum Ehrenamt innerhalb unserer Wehr zeigen, um uns in die Gesellschaft aktiv einzubringen. Damit wir mit Stolz unsere Uniform tragen und Vorbild für unsere junge Generation werden.

Ich komme nun zum Schluss meiner Ausführungen über den aktuellen Stand im Brandschutz, aber nicht ohne in die Zukunft zu schauen und unserer Gemeinde, dem Landkreis sowie dem Land Thüringen für seine Unterstützung gerade in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung zu danken.

Doch so wie der ehemalige DFV-Präsident Struve möchte ich der öffentlichen Hand und den Kommunalvertretern noch einmal sagen, dass Ausrüstung und Ausstattung der Feuerwehren der Sicherheit der Bürger und nichts anderem dient.

Trotz aller notwendigen Sparmaßnahmen gehören die Finanzierung der Sicherheitsausstattung sowie der Hilfsmittel und Einrichtungen in den Prioritätenkatalog, weil die Sicherheit der Menschen zu den gesetzlich verankerten Pflichtaufgaben der Kommunen gehört.

Feuerwehrmänner stellen ihre Fachkenntnis und ihr Leben freiwillig zur Verfügung. Aber erst durch sie wird Ausrüstung und Gerät zu einer wirksamen Hilfe für unsere Mitbürger in Not und Gefahr.

Setzen wir also gemeinsam dieses Ehrenamt nicht aufs Spiel, denn spätestens dann würde die Erkenntnis kommen, dass dies das teuerste Sparen wäre, denn schließlich lebt die Gemeinschaft nicht von der Einwohnerzahl, sondern von denen, die sich für die Allgemeinheit engagieren.

 

In diesem Sinne „Gott zur Ehr, dem Nächsten stets zur Wehr“

 

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